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Freitag, 11. Januar 2019

Wer profitiert vom niedrigen Leitzins der EZB in den Euro-Ländern?

Deutschland hat laut Bundesbank-Studie von 2007 bis 2018 durch den niedrigen Leitzins der Europäischen Zentralbank 368 Milliarden Euro an Zinsen gespart - den größten Betrag von allen Ländern im Euro-Raum. Aber was sagt das aus? Wer leidet und wer profitiert?

Nicht nur das Sparbuch, auch Tagesgeld und Festgeld sowie Unternehmensanleihen und Kapitallebensversicherungen bringen als Anlage seit Jahren kaum Zinsen, gleichzeitig knabbert die (allerdings mäßige) Inflation am Wert des Geldes.

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Sparer leiden unter den niedrigen Zinsen, die die Europäische Zentralbank mit dem niedrigen Leitzins "verordnet" hat. Und auch den Banken, privaten Versicherern, den Sozialversicherungen und der Rentenkasse macht der Niedrigzins zu schaffen. Andererseits profitieren alle, die sich in Niedrigzinszeiten Geld beschaffen müssen oder wollen. Das sind nicht nur Käufer von Immobilien oder anderen Produkten, die man über Kredite o. Ä. finanzieren kann, sondern auch Unternehmen und Staaten, die einen Kredit aufnehmen, um ihre jeweiligen Projekte zu finanzieren.

© Europäische Zentralbank (Bundesbank Pressematerial/Rund ums Bargeld)
Geld, das der Staat nicht für die Zinsen seiner Geldbeschaffung ausgeben muss, bleibt für Investitionen, Schuldenabbau und mehr (Bild: © Europäische Zentralbank)

Des einen Leid ist des anderen Freud. Musste Deutschland 2007 noch etwa 4,2 Prozent Zinsen für die Geldbeschaffung ausgeben, gind es derzeit nur noch 1,5 Prozent. Laut Bundesbank-Studie hat Deutschland von 2007 bis 2018 dadurch 368 Milliarden Zinsen gespart, Frankreich 350,3 Milliarden, Italien 261,5 Milliarden und so weiter siehe die Grafik. Alle Euro-Länder zusammen sparten 1,42 Billionen Euro durch die niedrigen Zinsen!

Infografik: Deutschland spart dank Niedrigzinsen 368 Mrd. Euro | Statista Mehr Infografiken finden Sie bei Statista

Deutschland ist vom Betrag her der größte Profiteur, alleine 2018 konnten Bund, Ländern, Gemeinden und Sozialversicherungen 55 Milliarden Euro an Zinsen einsparen. Allerdings ist Deutschland auch das bevölkerungsreichste Land der Euro-Länder.

Rechnet man die Zinsersparnis auf den einzelnen EinwohnerIn runter, liegt Deutschland im guten Mittelfeld.
Bei der Zinsersparnis pro Einwohner liegt Österreich an erster Stelle und Deutschland im Mittelfeld. Man sollte diese Ranglisten aber nicht als Ergebnis eines Wettkampfes ansehen, denn immerhin kann eine hohe Ersparnis pro Einwohner auch auf eine zu hohe Verschuldung gemessen am Bruttoinlandsprodukt, an den Wirtschaftsaussichten oder anderem hinweisen. Die Zahlen sind dennoch interessant, denn als BürgerInnen eines Staates gehört jedem von uns ein Teil dieser Ersparnisse und wir sollten darauf drängen, dass das Geld gut und sinnvoll eingesetzt wird.

Wie hängen Leitzins und Sparbuchzinsen zusammen?
Der Leitzins ist der Zinssatz, zu dem sich Banken bei der Europäischen Zentralbank (EZB) Geld leihen können. Abhängig vom Leitzins legen die Banken die Zinssätze für Sparbücher, Tagesgeldkonten und so weiter ihrer Kunden fest. Der Leitzins ist damit ein wichtiges Steuerunginstrument der EZB.
Die EZB hält den Leitzins seit der Finanzkrise niedrig, damit die Banken viel Geld aufnehmen und verleihen. Ist viel (billiges) Geld unterwegs, wird mehr investiert. Das soll die Wirtschaft in schwierigen Zeiten ankurbeln oder am Laufen halten. Als Investor in Aktien sollte man zudem wissen, dass niedrige Zinsen den Aktienmarkt beflügeln und steigende Zinsen übermäßige Euphorie am Aktienmarkt dämpfen.

Konsequenzen für die Geldanlage - Vermögenserhalt und Vermögensvermehrung

Es war noch nie ratsam, seine Ersparnisse unter der Matratze oder auf dem Girokonto liegen zu lassen. Auch das Sparbuch war noch nie besonders ertragreich. Leider fallen derzeit auch Tagesgeld- und Festgeldkonten wegen der niedrigen Zinsen zur Geldvermehrung aus - dort hält man am besten nur so viel, wie man in naher Zukunft sowie in Notfällen schnell flüssigmachen können muss. Umso wichtiger sind andere Geldanlagen, beispielsweise in Aktien/Aktienfonds und andere Wertpapiere, in Immobilien, Edelmetalle und so weiter nach einer zur Person und ihrer Situation passenden Anlagestrategie.
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Verschuldung nur weit vorausschauend eingehen

Niedrige Zinsen verlocken gerade dazu, einen Kredit für Anschaffungen aufzunehmen oder sogar ein Haus oder eine Wohnung zu kaufen. Vor allem bei Letzterem sollte man daran denken, dass Immobilien einerseits in manchen Lagen jetzt überteuert sein können, und andererseits die Abzahlung über Jahrzehnte gehen kann und sich in dieser Zeit die Zinsen auch wieder ändern können.

Und auch Staaten sollten sich nicht dazu verleiten lassen, das eingesparte Geld für Geschenke an ihre (erhofften) Wähler auszugeben, sondern es sinnvoll in Infrastruktur, Bildung, Forschung, Umwelt- und Klimaschutz, soziale Gerechtigkeit, in Vorsorge für schlechtere Wirtschaftsphasen und anderes Wichtiges für eine gute Zukunft investieren.

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